Was es nicht alles in Schleißheim zu entdecken gibt! Schlösser, Museen, Geschichte – schon, aber auch den Duft von Honigwasser, Dutzende Farben Grün auf einem Wiesenstück im Schlosspark oder die Schönheit der Apfelblüte im Frühjahr.
Um zu begreifen, warum hier Künstler in allen Epochen inspiriert wurden und einen Ort der Schönheit schufen, warum hier die berühmte „Biene Maja“ ihren Flug in die Welt antrat, kann man auch Lehrbücher wälzen – oder man es sehen, riechen oder spüren. Der Tourismusverein hat einen eigenen Arbeitskreis Schule, der in dauerhaften Kooperationen mit den örtlichen Schulen die Kulturschätze von Schleißheim speziell an die Kinder vermittelt. Das Schuljahr 2014/15 war geprägt von intensiven Projekten, bunt und vielfältig wie Schleißheim selbst. Zum Beispiel Bio. Inspiriert von Ingrid Lindbüchl aus dem AK Schule und mit großem Enthusiasmus unterstützt von der Gartenverwaltung des Schlosses haben die Forscherklassen der Therese-Giehse-Realschule in Unterschleißheim ein Jahr lang im Schlossgarten die Entwicklung der Apfelbäume begleitet. Viermal waren die rund 50 Kinder der Fünften Klassen mit ihren Lehrkräften Stefanie Becker, Heike Fleischhauer und Uli Horn im Schlossgarten, haben Äpfel geerntet, im Klassenzimmer dann zu Marmelade eingekocht, haben in einem Fotowettbewerb die Pracht der Apfelblüte dokumentiert und haben von „ihrem“ Apfelgarten aus dann auch in Spezialführungen geheime Gänge und unterirdische Küchen im Schloss besichtigt. Und der bleibende Höhepunkt: im Hofgarten des Kurfürsten durften die kleinen Forscher drei eigene Apfelbäumchen pflanzen. „Das Projekt war einfach super“, schwärmte Lehrerin Stefanie Becker. Im Arbeitskreis wird der Ablauf nun beurteilt und schematisiert, um das Projekt für die nächsten Jahre für jeden Bedarf abrufbar zu machen. „Die Kinder waren sehr interessiert und gut vorbereitet“, zeigte sich auch Hofgarten-Betriebsleiter Alexander Bauer angetan, „es hat Spaß gemacht“. Die Schloss- und Gartenverwaltung hat den Siegern des Fotowettbewerbs auch die Preise spendiert: tütenweise Äpfel. Und die Apfelbäume der Kinder sind auch gut über den ersten Winter gekommen.
Der Arbeitskreis Schule mit Christine Ezzat, Isabelle Herbst, Ingrid Lindbüchl und Klaus Bachhuber
versucht in Kooperationen mit allen Schularten in Ober- und Unterschleißheim, durch Aktionen und Projekte jenseits des Lehrplans und Schulalltags die Kinder für das überreiche kulturelle Erbe Schleißheims zu sensibilisieren.
„Die Vielfalt reicht so weit, dass wir wirklich in nahezu jedem Fach was Außergewöhnliches auf die Beine stellen können“, findet Lindbüchl – wie eben sogar in Biologie. Die Erstklässler der Grundschule in der Parksiedlung waren bei liebevoll kreierten Ausflügen mit allen Sinnen auf den Spuren der weltberühmten Biene Maja, die ihre Abenteuer im Originalbuch von 1912 im Schleißheimer Schlosspark erlebt hatte. Christine Ezzat erzählte den Kindern erstmal davon und die Kinder durften dann spielen, wie denn Maja im Schlosspark wohl ihren Honig gesammelt hat. Und wen traf die Biene auf ihren abenteuerlichen Flügen so? Die Libelle Schnuck, den Mistkäfer Kurt oder auch die gefährliche Spinne Thekla, von denen die Kinder in der Einführung zum Buch gehört hatten, konnten sie nun malen: mit Pastellkreiden, damit die Finger noch bunter werden als das Bild… Die ausgeprägteste Sinneswahrnehmung bei den Bienen ist der Geruchssinn. Und so gab es zum Abschluss noch ein Geruchsspiel, wer die schärfste Bienen-Nase hat. Serviert wurde dazu bienengerecht Honigwasser. Was am Ende des bunten Ausflugs, begleitet von vielen Spielen zur Auflockerung, alles über die literarische Biene Maja und die richtigen Bienen hängengeblieben ist, wurde beim Quiz „1, 2 oder 3“ getestet. „Es macht einfach riesigen Spaß mit den Kindern“, findet Ezzat, „und so ein faszinierendes Thema wie die Biene Maja an ihrem Entstehungsort zu vermitteln, ist schon was ganz Besonderes.“
In einem weiteren Projekt wurde die einstige Tradition der Malerkolonien im Schlosspark wiederbelebt – mit Nachwuchskünstlern von 8 bis 11. Kinder aus der Oberschleißheimer Parksiedlung sind dabei mit den heimischen Künstlern Josef Diepold, Brigitte Forstner und Theresia Maier zwischen ihrer Hochhaussiedlung und dem Schlosspark unterwegs, um in einer Aktion des Tourismusvereins mit dem Städtebauförderprojekt „Soziale Stadt“ die beiden so unter – schiedlichen Lebenswelten künstlerisch zu verbinden. Gedanklich folgen die kleinen Künstler dabei ihrem Marienkäfer, den die Kinder der Parksiedlung in einem selbst gestalteten Buch durch die Siedlung flattern ließen. Nun macht er sich zum Schlosspark auf, um die Biene Maja zu treffen. Zum Auftakt der Reise haben die Kinder kleine Marienkäfer gefilzt, dann gab es noch in der Siedlung grundsätzliche Erklärungen zum Umgang mit Staffelei und Pastellkreiden.
Und dann machte sich eine richtige Malerkolonie mit Staffeleien auf dem Leiterwagen zum ersten Mal in den Schlosspark auf. „Es ist schön mit den Kindern“, freut sich Josef Diepold, der alle Projekt-Termine leidenschaftlich wahrnimmt. Der renommierte Künstler mit einer Vielzahl an Ausstellungen vermittelt den Kindern vor allem durch eigene kleine Beispielskizzen oder Hilfestellungen in ihren Bildern ein Gefühl für Proportion und Perspektive, für Farben und Schattierungen. „Auch das nur nachzumalen, macht schon Spaß“, schwärmt der neunjährige Altin. „Aus aller Welt sind die Künstler nach Schleißheim gekommen, um sich diesem außergewöhnlichen Ort anzunähern“, erläutert Isabelle Herbst den Projektansatz des Tourismusvereins, „da liegt es nahe, dass wir den Kindern aus dem eigenen Ort das auch vermitteln.“ Künstlerische Ergebnisse der Aktionen werden immer wieder im Tourismusbüro öffentlich ausgestellt. Für das neue Schuljahr werden schon wieder neue Themen und Aktionen kreiert – die gehen in Schleißheim so schnell nicht aus…